Systemisch-Integrative Paartherapie (SG) 2026/27
Zertifiziert nach den Kriterien der Systemischen Gesellschaft (SG)
Die anderthalbjährige Weiterbildung Systemisch-integrative Paartherapie (SG) reagiert auf den hohen Bedarf an professioneller Begleitung von Paaren in Krisen, Übergängen und Entwicklungsprozessen. Sie vermittelt neben systemischen Grundlagen und praxisorientierten Interventionen auch schulenübergreifende paartherapeutische Konzepte und Methoden.
Neben den Kernthemen der Paartherapie – Kommunikation, Konflikte, Intimität, Sexualität, Affären und Trennung – liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Entwicklung einer trauma- und diversitätssensiblen Haltung sowie der Förderung professioneller Handlungskompetenz in komplexen Themenfeldern wie konsensuelle Nicht-Monogamie, häusliche Gewalt und bikulturelle Paardynamiken.
Ziel der Weiterbildung ist der Erwerb vertiefter Kenntnisse in systemischer Paartherapie und Prozessgestaltung sowie die Erweiterung professioneller Handlungskompetenzen. Teilnehmende lernen, Erstgespräche im Mehrpersonensetting zu gestalten, Aufträge zu klären, dysfunktionale Interaktionsmuster zu erkennen und zu verändern sowie Paare und individuelle Beziehungsmodelle in herausfordernden Situationen und Veränderungsprozessen fachlich sicher, empathisch und verantwortungsvoll zu begleiten. Damit maladaptive Bewältigungsstrategien unterbrochen und stabile Beziehungs- und Interaktionsmuster gefördert werden können. Ein wesentliches Anliegen der Weiterbildung ist es, die erlernte Expertise mit Leichtigkeit, Selbstbewusstsein und Freude anzuwenden.
Systemische Paartherapie ist ein eigenständiges therapeutisches Feld mit komplexen Dynamiken und hohen fachlichen Anforderungen. Dieser Lehrgang ist zertifiziert nach den Kriterien der Systemischen Gesellschaft (SG). Da die Weiterbildung neu konzipiert wurde, sind Anpassungen und Erweiterungen möglich.
Zielgruppe & Zugangsvoraussetzungen
Die Weiterbildung „Systemisch-Integrative Paartherapie (SG)“ richtet sich an psychotherapeutische Fachpersonen. Für die Teilnahme gelten die offiziellen Anforderungen der Systemischen Gesellschaft (SG):
- Abgeschlossenes Hochschul- oder Fachhochschulstudium in einer humanwissenschaftlichen Disziplin (z. B. Psychologie, Pädagogik, Soziale Arbeit, Medizin) oder eine vergleichbare Qualifikation mit mindestens dreijähriger Praxiserfahrung im psychosozialen Feld.
- SG/DGSF-Nachweis einer mindestens zweijährigen Systemischen Weiterbildung (Beratung, Therapie, Coaching oder Supervision) oder einer äquivalenten psychotherapeutischen Qualifikation bestehend aus mindestens 300 UE Präsenz-Weiterbildung inkl. 120 UE Systemik
- Möglichkeit, Paararbeit in der eigenen Praxis oder Institution während der Weiterbildung durchzuführen.
Approbierte Psychotherapeut:innen (VT, TP) sind herzlichst willkommen und erhalten nach Abschluss das institutseigene Zertifikat „Systemisch-Integrative Paartherapie (igst)“. Für das SG-Zertifikat wird ein zusätzlicher Nachweis über 120 UE in Systemischer Theorie/Beratung/Therapie benötigt.
Wichtig:
Für eine verbindliche Anmeldung benötigen wir von Ihnen die oben genannten Nachweise (Abschluss und SG/DGSF Nachweis).
Bitte melden sie sich über die Webseite an und schicken uns danach die Unterlagen als PDF und per Email an info@igst.org.
Hinweis:
Für Interessierte ohne psychotherapeutische Ausbildung oder einer äquivalenten Ausbildung bieten wir das Curriculum „Systemisch-Integrative Paarberatung“ über 5 Module á 2 Tage an.
Dauer & didaktisches Konzept
Die Weiterbildung erstreckt sich über anderthalb Jahre (9 Module à 2,5 Tage), umfasst insgesamt 180 Unterrichtseinheiten (UE à 45 Min.) und ist berufsbegleitend konzipiert:
- 130 UE Theorie & Methoden inkl. Fallarbeit
- 50 UE Themenzentrierte Selbsterfahrung
Zusätzlich sind zu den neun Modulen sind 50 UE Supervision inkl. einer Falldiskussion (Live, Video- oder Audioanalyse) zu absolvieren (bspw. fünf einzelne Tage in Form von Gruppensupervision á 10 Personen). Für den Erwerb des SG-Zertifikats sind außerhalb der Weiterbildung in Eigenarbeit weitere 200 UE wie nachfolgend beschrieben zu leisten:
- 50 UE Intervision / Peer-Gruppenarbeit
- 100 UE dokumentierte Paartherapie-Praxis inkl. eines abgeschlossenen Fallberichts mit mindestens 10 Sitzungen (Bestätigung durch Lehrtherapeut:in)
- 50 UE Literaturstudium, Falldokumentation, Reflexion
Das Curriculum ist erfahrungsorientiert, interaktiv, praxisnah sowie integrativ aufgebaut und beinhaltet je nach Modul unterschiedliche Lehr- und Lernmethoden. Um ein interaktives Lernen und Erfahren zu ermöglichen, können inhaltliche Schwerpunkte variieren.
- Fachliche Inputs und Diskussion
- Kleingruppenarbeit, Rollenspiele und Übungen
- Fallbesprechungen und/oder Demonstrationen bzw. Videomaterial
- Selbsterfahrung, Literatur- und Selbststudiu
Lehrinhalte nach SG-Kriterien & Aufbau der modularen Weiterbildung
- Modul 1: Grundlagen systemischer Paartherapie und Auftragskonstruktion (Nele Sehrt)
Kontext, Auftragskonstruktion & Zieldefinition; Haltung & Hypothesenbildung; Multiperspektive, Neutralität & Metaebene; Triadische Aspekte & Triangulierung, zirkuläre und dissoziierende Fragetechniken; Problem- & Lösungstrance; herausfordernde Erstgespräche & Settingwechsel; Affektive Rahmung, Respekt & Respektlosigkeit; Rollenerwartung & Machtstrukturen; Emotionale Care-Arbeit & Mental Load; Feministische & patriarchale Blickwinkel
- Modul 2: Vorgehen und Methoden unterschiedlicher paartherapeutischer Konzepte (Nele Sehrt)
Differenzierungsorientierte vs. Emotionsfokussierte Paartherapie; Psychodynamisch-systemische Ansätze, asynchrone Entwicklungen & dyadische Emanzipationsprozesse; Bindungstheoretische Perspektiven, Grundbedürfnissen & Coping-Mechanismen; Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Vorgehen sowie schematherapeutische und körperorientierte Verfahren; Methodenintegration und Interventionsvielfalt im systemischen Kontext
- Modul 3: Kommunikation, Konflikte, Vorwürfe & Streitdynamiken (Nele Sehrt)
Kommunikationstheorien und Konfliktzyklen; Macht- und Ohnmachtsprozesse, Verletzungen & Ausgleich; Vorgehen bei emotional relevantem Stress; Vulnerabilitäts- und Schutzzirkel; Erarbeitung individueller Streitzirkel & Wechselwirkungszusammenhänge; Polarisierung und Deeskalation; Arbeit mit subjektiven Realitäten & Dolmetscherfunktion; Reframing, Bonding-Momente; Stagnation & Widerstände; Aufstellungsarbeit von Paardynamiken
- Modul 4: Elternschaft & Patchwork, häusliche Gewalt & Trennung (Elisabeth Cinatl) & Familienrechtliche Grundlagen (Karola Rosenberg)
Patchwork- und Mehrfamilienkonstellationen; Arbeit mit eskalativen Dynamiken; Gefährdungseinschätzung & Schutzbedürfnis in der Paartherapie; Erkennen und Bearbeiten von Grenzverletzungen und Formen von Gewalt; Verantwortung & Krisenintervention; Entscheidungs- und Trennungsprozesse; Elternschaft nach Trennung; Soziologische und rechtliche Grundlagen von Partner- & Elternschaft, Ehe & Scheidung sowie häuslicher Gewalt, Kindeswohl & Sorge-/Umgangsrecht.
- Modul 5: Sexualität & Intimität – Paardynamische Aspekte & Interventionen (Nele Sehrt)
Sexualität im therapeutischen Gespräch (Sprache, Haltung, Grenzen); Psychosexuelle Entwicklung; Paardynamik sexueller Dysfunktionen; Biopsychosoziales Störungsmodell; Werte- & Lustsystem; Funktion vs. Begehren; Schuld & Scham; Visualisierung von Paardynamiken; Integration differenzierungsbasierter, emotionsfokussierter, sexualtherapeutischer und körperorientierter Methoden (z. B. Sexocorporel)
- Modul 6: Themenübergreifende systemische Interventionen & Methoden (Sylke Richter - Praxisseminar)
Vertiefungsseminar zu ausgewählten praxisnahen Interventionstechniken und systemischen Methoden wie Time-Line-Arbeit mit Paaren (Vergangenheit, Hier & Jetzt, Zukunft), Perspektivwechsel, Arbeiten in Als-Ob-Räumen, Arbeit mit Metaphern, Externalisieren (die Dynamik, die Beziehung …), Übertragungsauflösung, Nonverbale Interventionen sowie Skulptur-/Aufstellungsarbeit; Fokus auf Ressourcen zur Eröffnung neuer Handlungsräume
- Modul 7: Diversität, Außenbeziehungen & konsensuelle Nicht-Monogamie (Sonja Jüngling)
Unterschiede und Stolpersteine verschiedener Beziehungsformen (offene Beziehungen, Polyamorie); Eifersucht, Verletzungen, Absprachen, Grenzen, Treue, Umgang mit Kindern in nicht-monogamen Settings; Paartherapie im Mehrfachsetting; Prozessbegleitung, Vorgehen bei Affären, Betrugs- und Verlusterleben; Weiterleitungsanlässe; Basisstärkung und Entdramatisierung; Umgang mit queeren Lebenswelten, LGBT+ und Diversität
- Modul 8: Rassismusbewusste, kultur- & religionssensible Paartherapie (Sema Akbunar)
Begleitung von Paaren mit kulturell, religiös oder diskriminierungsbezogen geprägten Beziehungserfahrungen. Herausforderungen binationaler und bikultureller Paare: Geschlechterrollen, Sexualität, familiäre Erwartungen; Einfluss von Migration, Diskriminierung und Rassismus auf Beziehungsdynamiken; Reflexion eigener Werte, Prägungen und impliziter Haltungen in der therapeutischen Arbeit
- Modul 9: Paartherapie im Kontext von psychischen Erkrankungen & Trauma (Nele Sehrt) sowie digitaler Intimität (Dr. Johanna Degen)
Prozesssteuerung, Fallkonzeption & Weiterleitungskompetenz; Paardynamiken im Kontext psychischer Erkrankungen & Trauma (Sucht, Depression, Angst, Persönlichkeitsstörungen, Neurodivergenz/ADHS; PTBS, kPTBS); Umgang mit chronischen Erkrankungen (u.a. Kinderwunsch & Kinderlosigkeit) und Tod/Sterben; Digitale Intimität, KI-Bindungen und parasoziale Beziehungsformen; Abschlusskolloquiu
Gastdozierende
Dipl.-Psych. Sema Akbunar (Psychotherapeutin VT)
M.Sc. Elisabeth Cinatl (Psychotherapeutin ST)
Sonja Jüngling (Systemische Therapeutin)
Dipl.-Sozialpäd. Sylke Richter (Systemische Lehrtherapeutin)
Dr. phil. Johanna Degen (Sozialpsychologin)
Karola Rosenberg (Fachanwältin für Familienrecht)
Veranstaltungsort
Hamburg und Online
Zusätzliche Informationen
Fortbildungspunkte & Akkreditierung:
Die Akkreditierung zur Erlangung von Fortbildungspunkten über die Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg ist beantragt.
Abschluss, Zertifikat & SG-Zertifizierung:
Das Curriculum beinhaltet 100 UE Theorie, 50 UE themenzentrierte Selbsterfahrung und 50 UE Supervision sowie 50 UE Literaturstudium in Eigenleistung und 50 UE Intervision (Peergruppen). Nach erfolgreicher Teilnahme (max. 10% Fehlzeit) erhalten die Absolvent:innen:
• das institutseigene Zertifikat „Systemisch-Integrative Paartherapie (igst)“,
• die Möglichkeit, bei der Systemischen Gesellschaft (SG) den offiziellen Weiterbildungsnachweis „Systemische Paartherapie (SG)“ zu beantragen.
Voraussetzungen für das SG-Zertifikat:
• Erfüllung der genannten Zugangskriterien
• Nachweis über die Teilnahme an allen Modulen durch das institutseigene Zertifikat (max. 10 % Fehlzeiten, Nachweis über 100 UE Theorie & Praxis, 50 UE Selbsterfahrung sowie 50 UE Supervision)
• Nachweis über 50h Intervision in Eigenleistung, 50h Literaturstudium sowie 100 UE praktische Tätigkeit durch dokumentierte Beratungsarbeit/Fälle (Bestätigung durch Lehrtherapeut:in erforderlich)
Der Antrag auf Zertifizierung durch die SG erfolgt innerhalb von sechs Monaten nach dem letzten Ausbildungsmodul über die Weiterbildungsleitung, der auch die erforderlichen schriftlichen Nachweise über die erbrachten Leistungen vorzulegen sind.
Kosten:
Die Weiterbildung umfasst 9 Blöcke à 2,5 Tage (180 UE) und kann nur im Gesamten gebucht werden (pro Modul 450,- €).
Im Gesamtpreis sind nicht enthalten: Anreise, Übernachtung und Verpflegung sowie die zusätzlichen Kosten (ca. 750 €) für die selbst organisierten 50 UE Fall-Supervisionen (Online in der Gruppe an fünf einzelnen Tagen) im Rahmen der Anerkennung durch die SG.
Kurs- und Pausenzeiten:
Fr 10:00 -11:30 Uhr / 11:45-13:15 Uhr / 14:45-16:15 Uhr / 16:30-18:00 Uhr
Sa 10:00 -11:30 Uhr / 11:45-13:15 Uhr / 14:45-16:15 Uhr / 16:30-18:00 Uhr
So 10:00 -11:30 Uhr / 11:45-13:15 Uhr
Block 4 findet Fr-Sa in Präsenz statt (Elisabeth Cinatl) und Sonntagvon 14:45-18 Uhr online (Karola Rosenberg)
Anmeldung:
Für eine verbindliche Anmeldung benötigen wir von Ihnen die oben genannten Nachweise (Abschluss und SG/DGSF Nachweis).
Bitte melden sie sich über die Webseite an und schicken uns danach die Unterlagen als PDF und per Email an info@igst.org.
Termine
Block 1 Fr. 17.07.2026 10:00 – So. 19.07.2026 13:30
Block 2 Fr. 25.09.2026 10:00 – So. 27.09.2026 13:30
Block 3 Fr. 20.11.2026 10:00 – So. 22.11.2026 13:30
Block 4 Fr. 15.01.2027 10:00 – So. 17.01.2027 18:00
Block 5 Fr. 19.03.2027 10:00 – So. 21.03.2027 13:30
Block 6 Fr. 14.05.2027 10:00 – So. 16.05.2027 13:30
Block 7 Fr. 09.07.2027 10:00 – So. 11.07.2027 13:30
Block 8 Fr. 10.09.2027 10:00 – So. 12.09.2027 13:30
Block 9 Fr. 12.11.2027 10:00 – So. 14.11.2027 13:30