Sexualität gehört zu den sensibelsten Themen in Beratung, Therapie und Medizin - oft begleitet von Scham, Unsicherheiten oder unerfüllten Erwartungen. Häufig suchen Menschen Unterstützung, wenn sie mit sexuellen Funktionsstörungen, Lustlosigkeit, Erregungs- oder Orgasmusproblemen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder mit den Folgen von Krankheit, Trauma oder psychischer Belastung konfrontiert sind.
In dieser von der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) zertifizierten Weiterbildung steht die Förderung sexueller Gesundheit im Vordergrund, welche die Vielfalt sexueller Ausdrucksformen, Bedürfnisse und Grenzen gleichermaßen respektiert. Sie vermittelt fundiertes Wissen über die theoretischen und praktischen Grundlagen der Sexualberatung und bietet Orientierung über verschiedene sexualwissenschaftliche und sexualtherapeutische Schulen. Der Schwerpunkt liegt auf der Systemischen Sexualberatung, die Sexualität im Kontext von Beziehung, Kommunikation und individueller Lebensgestaltung versteht und individuelle sowie partnerschaftliche Dynamiken in den Beratungsprozess einbezieht.
Dazu gehört eine themenzentrierte Selbstreflexion, die die Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität und psychosexuellen Entwicklung, die Reflexion persönlicher Werte, Normen und Grenzen sowie das Bewusstsein für die Wirkung eigener Erfahrungen auf die professionelle Haltung einschließt – ebenso wie die Wahrnehmung, wie sexualberaterische Tätigkeit das eigene Erleben beeinflussen kann.
Im Zusammenspiel von theoretischem Wissen, praktischer Anwendung und persönlicher Reflexion entsteht ein Raum, in dem Sie Ihr Wissen und Ihre kommunikative Kompetenz vertiefen. Ziel ist es, die erlernte Expertise mit Leichtigkeit, Selbstbewusstsein und Freude in die eigene berufliche Praxis integrieren zu können - fachlich fundiert, empathisch und mit einer offenen und wertfreien Haltung.
Zielgruppe & Zugangsvoraussetzungen
Psycholog:innen (Bachelor), Pädagog:innen, Mediziner:innen sowie Angehörige anderer Berufsgruppen wie Pflegefachpersonen, Hebammen oder Physiotherapeut:innen nehmen als erste Ansprechpartner:innen häufig eine wichtige Rolle ein, wenn sie in ihrem Arbeitsfeld mit sexuellen Problemen ihrer Klientel konfrontiert werden.
Die Weiterbildung „Sexualberatung (DGfS)“ richtet sich daher an Fachpersonen aus psychosozialen, medizinischen und beratenden Berufsfeldern, die im Rahmen ihrer Tätigkeit Menschen mit sexuellen Anliegen, Schwierigkeiten oder Störungen begleiten und ihre fachliche Kompetenz in der Grundversorgung sexueller Themen erweitern möchten.
Teilnehmen können Personen, die:
- eine abgeschlossene Ausbildung in einem psychosozialen, beratenden oder medizinischen Beruf haben,
- über eine grundlegende Beratungskompetenz verfügen,
- die Möglichkeit haben, das Gelernte in ihrer Berufspraxis anzuwenden.
Hinweis:
Für Interessierte mit psychotherapeutische Approbationsausbildung oder einer äquivalenten Ausbildung (Systemische Therapie SG/DGSF) bieten wir die Weiterbildung „Systemisch-Integrative Sexualtherapie (DGfS)“ über 9 Module á 2,5 Tage an, welches ebenfalls von der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung zertifiziert ist.
Dauer & didaktisches Konzept
Die Weiterbildung gliedert sich in 5 zweitägige Online-Module und umfasst insgesamt 80 Unterrichtseinheiten (UE à 45 Minuten) und wird berufsbegleitend durchgeführt.
- 64 UE Theorie & Praxis inkl. Fallarbeit
- 16 UE Themenzentrierte Selbstreflexion
Die Weiterbildung ist interaktiv, praxisnah sowie integrativ aufgebaut und beinhaltet je nach Modul nachfolgende Lehr- und Lernmethoden. Um ein interaktives Lernen und Erfahren zu ermöglichen, können inhaltliche Schwerpunkte variieren.
- Fachliche Inputs und Diskussion
- Kleingruppenarbeit, Rollenspiele und Übungen
- Fallbesprechungen und/oder Demonstrationen
- Literatur- und Selbststudium
Lehrinhalte nach DGfS-Kriterien und Aufbau der modularen Weiterbildung
- Modul 1: Grundlagen der Systemischen Sexualtherapie (Nele Sehrt)
Sexuelle Gesundheit; Psychosexuelle Entwicklung über die Lebensspanne; Dynamiken sexueller Bedürfnisse, Konflikte, Kognitionen & Emotionen; Aufbau und Gestaltung einer tragfähigen Beratungsbeziehung, Besonderheiten von Präsenz- und Onlineberatung;
Haltung & affektive Rahmung; Erstgespräch & Auftragsklärung; Neutralität, Fragetechniken & Problemexploration; Aufbau vertiefender Beratungskompetenzen; Gesprächsführung bei Scham, Trauma, Dissoziation, Erotisierung oder Grenzverletzung
- Modul 2: Sexualmedizinische Grundlagen, BDSM & Paraphilien (Dr. Stephanie Kossow)
Anatomische, physiologische und hormonelle Grundlagen; Sexualanamnese und Hypothesenbildung; Sexuell übertragbare Krankheiten (STI, HIV/ADS); Schmerzstörungen (z. B. Dyspareunie, Vaginismus); Sexualität bei körperlichen Erkrankungen & BeHinderung, medizinischen Behandlungen oder nach Geburt, Fehl-/Totgeburt, Schwangerschaftsabbruch; Patriachart & Feminismus, BDSM & Kink; Paraphile Störungen (Exhibitionismus, Voyeurismus, Pädophilie, Sadismus etc.)
- Modul 3: Sexuelle Vielfalt, LGTBQIA+, Transitionsbegleitung (Alexander Hahne)
Toxische Männlichkeit vs. manipulative Weiblichkeit; Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten und Lebensformen, Geschlechterrollen, CIS-Hetero- & Queernormativität; Geschlechtsinkongruenz und -dysphorie; Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag; Risikosexualität (unsicherer Sex, Drogen, selbst-/fremdgefährdendes Verhalten), Körperorientierung & Konsens; körperorientierte Achtsamkeit und Interventionen (Sexological Bodywork)
- Modul 4: Sexuologische Grundlagen, schulenübergreifende Methoden (Nele Sehrt), Beckenbodenphysiotherapie (Patricia Liebeskind) & Kultur- und religionssensible Sexualberatung (Magdalena Zidi)
Überblick über verschiedene sexualwissenschaftliche und sexualtherapeutische Erklärungsmodelle und Schulen (Sensate Focus, Differenzierungsbasierte Sexual- und Paartherapie, Sexocorporel, …); Becken- & Genitalsystem und (patho)physiologische Zusammenhänge; beckenbodenphysiotherapeutische Diagnostik & Interventionen; Kulturelle, religiöse & familiäre Skripte zu Sexualität; Umgang mit Diskriminierung & Rassismus; Gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse: Tabus, Normen, Medien
- Modul 5: Sexuelle Funktionsstörungen – Beratung & Weiterleitungskompetenz (Nele Sehrt)
Störungen sexuellen Verlangens, der Erregung, des Orgasmus, der Ejakulation; Psychische Erkrankungen mit sexualbezogenen Symptomen (z. B. PTBS, Depression, Angst, Zwang, Dissoziation, Sucht, Borderline, ADHS); Zwanghaftes Sexualverhalten („Sexsucht“, „Pornografiesucht“); Erarbeiten von Lösungswegen; Weitervermittlung an spezialisierte Fachstellen; Trauma, sexuelle Übergriffigkeit und Sexualdelinquenz; Sexuelle Gewalt & Prävention sexueller Gewalt; Grenzen des eigenen Handelns
Gastdozierende
Dr. med. Stephanie Kossow (Ärztliche Psychotherapeutin TP & Sexualmedizinerin)
Alexander Hahne (Sexualtherapeut, Sexological Bodyworker)
Patricia Liebeskind (Klinische Sexologin & Beckenbodenphysiotherapeutin)
Magdalena Zidi (Sexologin & Sexual-/Traumapädagogin)
Veranstaltungsort
Hamburg & Online
Zusätzliche Informationen
Kosten:
360 € pro Modul (Gesamt: 1.800,00 Euro)
Die Weiterbildung umfasst fünf Module à zwei Tage (80 UE) und kann nur im Gesamten gebucht werden. Im Gesamtpreis sind nicht enthalten: Anreise, Übernachtung und Verpflegung.
Akkreditierung:
Die Akkreditierung zur Erlangung von Fortbildungspunkten über die Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg ist beantragt.
Abschluss, Zertifikat & DGfS-Zertifizierung:
Nach erfolgreicher Teilnahme an allen fünf Modulen (max. 10% Fehlzeit) erhalten die Absolvent:innen:
• ein institutseigenes Zertifikat in „Systemisch-integrativer Sexualberatung“,
• die Möglichkeit, das DGfS-Zertifikat „Sexualberatung“ zu beantragen.
Voraussetzungen für das DGfS-Zertifikat:
• Erfüllung der genannten Zugangskriterien
• Nachweis über die Teilnahme an allen Modulen durch das institutseigene Zertifikat (max. 10 % Fehlzeiten, Nachweis über 54 UE Theorie und Praxis sowie 16 UE Selbstreflexion)
• Durchführung und Dokumentation von mindestens 3 Beratungsfällen (jeweils Erstgespräch zzgl. 2–3 Folgetermine) mit Darstellung von Anamnese, Symptomverständnis, Beratungsverlauf und Reflexion
Der Antrag auf Zertifizierung durch die DGfS erfolgt über die Weiterbildungsleitung, der auch die erforderlichen schriftlichen Nachweise über die erbrachten Leistungen vorzulegen sind.
Termine
Block 1 Hamburg Sa. 08.08.2026 10:00 – So. 09.08.2026 18:00
Block 2 online Sa. 12.09.2026 10:00 – So. 13.09.2026 18:00
Block 3 Hamburg Sa. 17.10.2026 10:00 – So. 18.10.2026 18:00
Block 4 online Sa. 14.11.2026 10:00 – So. 15.11.2026 18:00
Block 5 Hamburg Sa. 05.12.2026 10:00 – So. 06.12.2026 18:00